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29.09.2009

Dorothea-Hillmann-Preis

Zum 16. Mal wird in diesem Jahr (2001) der Dorothea-Hillmann-Preis verliehen, und jedes Mal ist dies ein willkommener Anlass, der Frau zu gedenken, an die mit diesem Preis erinnert werden soll. Dafür gibt es mehrere Gründe. Einmal ist es ihr Lebensweg, an den wir denken. Sie wurde 1883 geboren und für Angehörige ihrer Generation war es keine Selbstverständlichkeit zu studieren und berufstätig zu sein. Sie hatte sich für die Fächer Deutsch und Geschichte entschieden und erwarb den Doktorgrad während des Ersten Weltkriegs. So begann sie ihre Tätigkeit als Lehrerin in einer Umbruchszeit und setzte sich sogleich für die Schulreform zu Beginn der Weimarer Republik ein. In ihrem politischen Interesse wurde sie von ihrem Vater bestärkt, der als Sozialist nicht länger hatte Pfarrer sein können und deshalb als Lehrer wirkte.

Nach 1933 war sie nicht länger "tragbar", wie es damals hieß, wurde zuerst versetzt und dann zwangspensioniert ­ lieber hätte man sie aus handfesten politischen Gründen entlassen, aber es fand sich nicht eine einzige Schülerin, die gegen sie ausgesagt hätte. In den folgenden Jahren arbeitete Frau Hillmann wissenschaftlich, konnte jedoch auf ihrem Gebiet, der christlichen Kunst und Ikonographie kaum etwas veröffentlichen. Ein Arbeitsfeld wurde die Versorgung berufstätiger Frauen mit eigenen Wohnungen, damit diese nicht länger darauf angewiesen waren, zur Untermiete in möblierten Zimmern zu wohnen. Damals entstand eine eigene Wohnanlage in Frankfurt. Sie blieb aber daneben pädagogisch tätig, in kleineren Gruppen interessierter Hörer, und war darin verbunden mit den Vorstellungen ihres Schwagers Adolf Reichwein, der 1944 als Mitglied des Widerstands gegen Hitler hingerichtet wurde.

Nach 1945 trat Dorothea Hillmann in den Schuldienst des neuen Landes Hessen ein und wurde 1946 ins Kultusministerium berufen. Sie wirkte zunächst von dort aus an der Neugestaltung des Schulwesens mit, bis sie zum 1.Oktober 1948 die Leitung der Elisabethschule übernahm, zugleich mit der Referendarausbildung in Marburg. Und als unserer Direktorin erinnern wir uns nun: sie war es, die den Neubau der Schule erwirkt hat, was nicht so leicht war ­ ich höre noch ihre helle Stimme im Treppenhaus erklingen, wenn sie "Liebe Kinder" sagte zur Begrüßung, denn die Halle ist erst später eingebaut worden. Und sie hat das Gesicht der Schule, die damals eine Mädchenschule war, in vielfältiger Weise geprägt. Besonders wichtig waren ihr die soziale und politische Bildung, es gab zeitweilig einen Sozialwissenschaftlichen Zweig an unserer Schule, in dem die Sozialpraktika den Schülerinnen die Verbindung zur wirtschaftlichen und sozialen Praxis  ermöglichten. Sie selbst war aktiv politisch tätig und hat als Stadtverordnete eine Menge erreicht. Als sie pensioniert wurde, übernahm sie die Schirmherrschaft für den "Arbeitskreis soziale Brennpunkte" in unserer Stadt. Sie war jederzeit gewillt, nach dem Wort zu leben: "Es gibt nichts Gutes, außer man tut es".

Und so ist auch der Preis gedacht, der ihr zu Ehren alljährlich verliehen wird für eine auszeichnungswürdige Abiturarbeit aus dem Fachbereich II, wie es in der Stiftungsurkunde heißt.

Renate Scharffenberg, 2001

 
Den Preis gibt es seit 1986, er ist das Abschiedsgeschenk von Renate Scharffenberg an die Schülerinnen und Schüler der Elisabethschule, an der sie seit 1959 (und vorher 1956/57 als Referendarin) unterrichtet hat. Der Schule blieb sie auch darüber hinaus als Redaktionsmitglied der Schulzeitung "experiment" verbunden.