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30.06.2022

Lilli Skott und Emily Knauf reisen im Frühjahr 2022 nach Kolumbien zum Schüleraustausch

UNSER AUSTAUSCH IN BARRANQILLA (KOLUMBIEN)

Hallo wir sind Lilli und Emily und geben einen kleinen Einblick in unseren Austausch in Kolumbien.

Vor allem wollen wir beide euch unsere Erfahrungen und Eindrücke von unserem Austausch allgemein aber auch von dem Land an sich geben. Denn am Anfang ist es ja immer ein Hin und Her bei dem man unsicher ist, ob ein Austausch wirklich im eigenen Möglichkeitshorizont liegt. Wir können nur sagen, JA! Diese Reise war von vielen neuen Eindrücken und Begegnungen geprägt, die nicht nur dazu geführt haben, dass wir unsere Spanischkenntnisse verbessern konnten, sondern auch, dass sich unsere Sicht auf viele Dinge verändert hat, weil man in einer Gesellschaft war, die sich von der hiesigen nicht mehr unterscheidet. 2 1/2 Monate waren wir in der kolumbianischen Stadt Barranquilla. Die viertgrößte Stadt Kolumbiens, touristisch zwar nicht der Mittelpunkt und nicht an schönen Stränden gelegen, allerdings eine zentrale Stadt in der Nähe der touristischen Städte Santa Marta und Cartagena. Aber zurück zum Austausch. Wir hatten wirklich Sorgen, dass ein Austausch mit einem fremden Land, dass so weit entfernt ist und in dem auch noch eine andere Sprache gesprochen wird unmöglich ist; aber eine Chance wie diese, dass man wegen der Gastfamilien, die einem zugeteilt werden, die Kosten kaum vorhanden sind und eigentlich nur der Flug bezahlt werden muss, ist wirklich einmalig.
Als wir nun vor 2 1/2 Monaten in Barranquilla angekommen sind, war die Umstellung von einem Land, welches geordneter und strikter nicht sein kann, zu einem Land, dessen Straßenverkehrsregeln kaum eingehalten werden, unfassbar schwierig, zumal wir dachten, was habe ich eigentlich in der Schule an Spanisch gelernt? Apropos Schule: Die Schule in Barranquilla war eine deutsche Schule und hat versucht möglichst deutsche Werte zu vermitteln. Manchmal hat das gut und manchmal weniger gut geklappt. Dass die Schule um 7 Uhr los ging ist auf jeden Fall ein kleiner Minuspunkt, aber da der Unterricht insgesamt sehr entspannt und kreativ gestaltet war, ging die Zeit sehr schnell rum. Man war wirklich leicht überwältigt und selbst als wir uns nach ein paar Wochen eingefunden hatten in das Leben und die dortige Kultur, die mitunter unfassbar leckeres Essen darbietet, konnten wir immer noch nicht realisieren, wo wir eigentlich sind und was wir eigentlich gemacht haben. Wir haben Ausflüge unternommen und Orte entdeckt, die man vorher nur von Bildern kannte. Zum Beispiel waren wir an einem Ort in der Nähe von Santa Marta, wo wir uns gefühlt haben wie in einer anderen Welt. Es gab u.a. Papageien und Alligatoren. Nicht nur die Natur war eine neue Erfahrung, sondern auch die Menschen in Kolumbien. Sie hatten eine ganz andere Art und Weise, mit  Menschen umzugehen, als hier. Sie waren sehr offen und die Begrüßungen bestanden immer aus einer Umarmung und einem Kuss auf die Wange, was dem deutschen „ich reiche dir mal die Hand, vielleicht, viellicht auch nicht“, absolut nicht nahe kommt und am Anfang zugegebenermaßen eher überfordernd, wie auch herzlich war. Die Menschen nehmen einen super auf und man kann vor allem, wenn man dort einfach nur rumsteht Freunde finden, weil einen immer irgendwer anspricht und sich unterhalten will. Smalltalk ist dort wirklich beliebt!
Aber jeder, der sich überlegt, auch einen Austausch zu machen, sollte nicht lange zögern, weil man auch über sich hinauswächst und es wirklich ein Erlebnis ist, dass man nicht so schnell vergisst!

Lilli Skott und Emily Knauf

 

30.06.2022

Tim Weigand in Kolumbien - ein Reisebericht

Mein Austausch nach Barranquilla, Kolumbien

Als ich davon erfuhr, dass es eine Möglichkeit gibt, einen Austausch nach Kolumbien zu machen, war ich sofort begeistert. Ich hatte schon tolle Erfahrungen mit einem Austausch nach Frankreich.
Ich fand die Vorstellung, nach Lateinamerika zu reisen sehr spannend und aufregend und wollte gerne viele neue Menschen, Kultur, Umgebung, Natur etc. kennenlernen. Der Austausch findet mit einer deutschen Schule in der karibischen Küstenstadt Barranquilla statt und die Organisation wird von Seiten der Schule dort sehr stark unterstützt. Auf deren Homepage konnte ich mir die verschiedenen Profile anschauen und einen Austauschpartner aussuchen, der zu mir passt. In Deutschland ist eine sehr nette Koordinatorin vor Ort, mit der ich viel in Kontakt war und die die Organisation sehr vereinfacht hat. Insgesamt war alles sehr unkompliziert und in gut einem Monat fertig.
Am 10.05.22 bin ich dann, sehr aufgeregt, von Frankfurt aus nach Barranquilla losgeflogen. Ich hatte insgesamt eine Reisezeit von guten 18 Stunden und musste zweimal umsteigen.
Meine Gasteltern haben mich schon in Bogota in Empfang genommen und ich wurde herzlich von allen begrüßt und als wir spät nachts aus dem Flughafen in Barranquilla kamen, fühlte es sich so an, als ob ich gegen eine Wand gelaufen wäre, so heiß und schwül war die Luft.
Meine Gastfamilie besteht aus den Eltern, meinem Austauschpartner Antonio und seinen beiden Brüdern, die aber schon ausgezogen sind. Sie wohnen in einer Wohnung eines Hochhauses, wie auch viele andere Familien an der deutschen Schule. Da es sich um eine Privatschule handelt gehören fast alle Eltern den höheren Gesellschaftsschichten an und leben in etwas luxuriöseren Verhältnissen.
Die Wohnungen haben meistens eine großzügige Größe, oft gehört noch ein Pool und Fitnessraum zum Haus dazu und in den großen Eingangsbereichen ist rund um die ein Guard, der die Videokameras bewacht und die Türen und Tore per Knopfdruck öffnet. Außerdem ist es hier nicht unüblich, Hausangestellte zu haben, die rund um die Uhr kochen, putzen, waschen – kurz: den ganzen Haushalt erledigen. Für mich war das am Anfang etwas befremdlich und ich werde mich wohl nie und will mich auch nie so ganz daran gewöhnen. Mir ist es dann doch lieber zu wissen, wo meine Sachen sind nachdem aufgeräumt wurde und dass nicht ständig jemand im eigenen Zimmer herumräumt.
Zur Schule werden die meisten Kinder gefahren und zu Beginn und Ende des Unterrichts herrscht immer viel Verkehr vor der Schule. Dass alle immer gefahren werden, liegt hauptsächlich daran, dass die Schule nicht unmittelbar in der Schadt liegt, sondern etwas außerhalb und dass die Infrastruktur sehr schlecht ist und es somit auch keine guten Busverbindungen gibt.
Das Schulgelände ist deutlich größer als das der E-Schule, obwohl es insgesamt weniger Schüler sind. Ich fand es sehr angenehm, dass dort alles sehr grün ist und überall Bäume und Büsche stehen. Zudem  hatte ich das Glück, dass während meines Aufenthaltes die Mangos reif wurden und da es überall sehr viele Mangobäume gibt, konnte ich ohne Probleme mal zwischendurch in den Pausen eine Mango essen. Außerdem gibt es, abgesehen von vielen tropischen Pflanzen auch sehr schöne Tiere, die sich auf dem Gelände herumtreiben. Am auffälligsten sind wahrscheinlich die Leguane, die überall herumlaufen, auf die Bäume klettern oder faul und fett in der Sonne liegen. Es sind wirklich sehr beeindruckende Tiere und klein sind sie auch nicht mit ihrer Länge von bis zu 1,30 m. (Siehe Foto mit Fuß Vergleich). Zudem sieht man Landschildkröten herumlaufen, Geckos an den Wänden kleben, bunte Vögel herumfliegen und in der Stadt hocken manchmal sogar Geier auf den Dächern. Die Gebäude der Schule sind alle in recht gutem Zustand und teilweise bunt bemalt. Die Gänge sind alle zu einer Seite hin offen. Überhaupt ist alles viel luftiger und offener, da die Temperatur in Barranquilla das ganze Jahr über nicht unter 25° sinkt.
Dafür sind alle Gebäude durch überdachte Wege verbunden, da es zur Regenzeit sehr plötzlich wie aus Kübeln schütten kann; dann verwandeln sich alle Straßen und Ablaufrinnen in wenigen Sekunden in Bäche. Mein erster Monat war sehr regnerisch und wenn du gerade draußen unterwegs warst und von einem Schauer überrascht wurdest, warst du innerhalb kürzester Zeit bis auf die Haut durchweicht. Es gibt sogar eine eigene Vokabel für die Bäche, die sich auf den Straßen bilden. Außerdem gab es fast jeden Tag ein Gewitter Ich habe noch nie so schöne Blitze gesehen und der Donner hat manchmal den Boden zittern lassen.
Mir wurde aber gesagt, dass es in diesem Jahr ungewöhnlich viel regnet und es normalerweise trockener ist.
Gegen die Hitze und die hohe Luftfeuchtigkeit sind alle geschlossenen Räume der Schule und auch viele Wohnungen mit Klimaanlagen und Ventilatoren ausgestattet. Für mich war es ziemlich unverständlich, dass die Klassenräume oft so stark gekühlt wurden, dass es einem mit T-Shirt zu kalt war. Viele Schüler hatten extra einen Pulli nur für den Unterricht dabei.
Der Unterricht beginnt  7 Uhr und endet um 2 oder 3 Uhr. Es gibt eine Pause am Vormittag und die Mittagspause, in denen man allerdings das Schulgelände nicht verlassen darf. Dafür ist die Cafeteria ganz gut und wenn man vom  Mittagessen  nicht satt geworden ist, kann man ohne Probleme nach einer Extraportion fragen. Insgesamt finde ich das Essen keine große Umstellung, außer dass es sehr viel Fleisch gibt. Außerdem gibt es immer eine vegetarische Variante. Zu Hause essen wir mindestens einmal oft sogar zweimal am Tag Fleisch. Ansonsten gibt es viel Reis und statt Kartoffeln Kochbananen.
Die Leute hier an der Küste sind alle sehr nett, offen, lustig, entspannt und vor allem laut. Ich fand es schon eine Leistung, wie meine Klasse, die meistens nicht aus mehr als 12 Leuten bestand, es geschafft hat, mehr Krach zu machen als in Deutschland mein ganzer Jahrgang zusammen. Dass wir nur so wenige waren lag daran, dass der Rest des Jahrgangs zu der Zeit für einen Austausch in Deutschland war. Ich muss meine Klasse auch ein bisschen in Schutz nehmen, da es nicht mehr lange bis zu den Ferien war und weil alle, die noch in Kolumbien waren, keine Gastfamilie
gefunden hatten ein bisschen frustriert und unmotiviert waren. Als Austauschschüler kennt dich fast die ganze Schule und so wird man die ganze Zeit von jemandem angesprochen oder gegrüßt.
Es ist sehr lustig, dass fast alle deinen Namen kennen, du aber niemanden kennst. Ich habe relativ lange gebraucht, um mir die ganzen kolumbianischen Namen zu merken. Ich war zeitgleich mit einem anderen Austauschschüler in der Schule, aber mir wurde gesagt, dass normalerweise immer um die 30 Schüler aus Deutschland gleichzeitig ihren Austausch machen.
Aber die ganze Corona-Lage muss sich erst wieder vollständig erholen, bevor dies wieder der Fall ist. Die Schüler kennen sich untereinander und auch jahrgangsübergreifend viel besser und ich empfand den Umgang als viel offener. Selbst zu den Lehrern haben die Schüler schon fast eine freundschaftliche Beziehung, man spricht sie nur mit ihrem Vornamen und „Du“ an, begrüßt sie mit einem Faust-Check oder einer Umarmung und scherzt mit ihnen. Manchmal bieten die Lehrer den Schülern sogar von ihrem Café an oder teilen anderes Essen mit ihnen.
Der Unterricht war die ganze Zeit sehr entspannt; viele haben zwischendurch auf den Tischen geschlafen, waren am Handy oder sind herumgelaufen und haben sich unterhalten. Diese geringe Motivation lag teilweise auch an denselben Gründen, wie die Lautstärke, aber ich denke, dass auch sonst der Unterricht nicht sehr anstrengend ist. In den Stunden, in denen mir zu langweilig wurde,
war ich viel im zur Schule gehörenden Kindergarten, für ein kleines Praktikum oder ich habe mich in die Bibliothek gesetzt, um ein bisschen zu lesen. Zusätzlich war ich noch im Schulchor, mit dem ich regelmäßig nach der Schule Proben und auch zwei Auftritte in einem großen Theatersaal der Schule hatte. Außerdem hat die Schule noch ein Orchester und es gibt oft Aufführungen mit Musik und Tanz.
Was mir auch gut  geholfen hat, mich zu integrieren ist, dass alle Schüler und auch viele Lehrer recht gut Deutsch sprechen. Fächer wie Bio und Geschichte werden auch auf Deutsch unterrichtet. Das Motto der Schule ist: „Alle sprechen Deutsch“. Man muss also keine Angst haben, dass man sich mit seinem Spanisch nicht zurechtfinden könnte.
Barranquilla ist eine neuere Stadt, und hat somit auch einige moderne Gebäude, aber eigentlich keine historischen Sehenswürdigkeiten. Im Norden der Stadt, Richtung Meer, leben eher die oberen Gesellschaftsschichten,  im Süden vermehrt ärmere Familien. Diesen gesellschaftlichen Unterschied merke ich hier stärker als in Deutschland, da die unteren Schichten die deutliche Mehrheit bilden und man überall Straßenverkäufer und Autowäscher sieht, die an den Ampeln warten, Leute mit Handkarren, teilweise Wagen mit Pferden, Maultieren oder Eseln, und auch Bettler.  
Und abgesehen von den modernen Hochhäusern gibt es auch sehr viele heruntergekommene Häuser und  provisorische Hütten aus Balken, Planen und Wellblech an den Straßenrändern.
Trotzdem ist es in dem Teil der Stadt, in dem ich wohne, sehr sicher und ich kann mich ohne Probleme frei bewegen. Das Einzige bei dem man ein bisschen aufpassen muss, ist der Verkehr, weil die Leute sich nicht an die Verkehrsregeln halten. Die Straßen sind alle von Palmen, Mangobäumen und vielen anderen Bäumen und Büschen, die ich nicht kenne, gesäumt und machen die Stadt schön grün. Allerdings liegt auch sehr viel Müll herum. Barranquilla ist mit 1,3 Millionen Einwohnern keine kleine Stadt, aber lasst euch davon nicht abschrecken, da es einem gar nicht so auffällt. Ich persönlich bin eigentlich absolut kein Stadtmensch und mir sind Großstädte immer viel zu hektisch, aber da hier alle so entspannt sind, fühle mich recht wohl.
Insgesamt kann ich sagen, dass dieser Aufenthalt  sich für mich bisher auf jeden Fall gelohnt hat und ich meine Zeit und Erfahrungen hier bisher genossen habe. Es ist schon etwas mehr als die Hälfte meines Aufenthaltes rum, aber ich habe das Gefühl es ist erst ein paar Wochen her, dass ich angekommen bin.
Ich habe mich schnell und gut eingefunden, bin auf viele nette Menschen gestoßen und denke, dass der einzige Grund, der dem Austausch entgegensteht, das Fliegen ist, da man einen Flug in Anbetracht des Klimawandels eigentlich nicht verantworten kann.
Viele Grüße!!!
Tim Weigand