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26.08.2017

20 Jahre Abi - gar nicht so schlimm!

Als wir im Mai 1997 unsere Abi-Klausuren in der Elisabethschule schrieben und anschließend im Autokorso durch die Stadt fuhren, da hätte sich kaum einer vorstellen können, wie es wohl sein wird 20 Jahre später.

Das Interesse an Jahrgangstreffen ist bekanntlich mäßig. Für die Jubiläumsfeier zum 20jährigen hatten wir uns jedoch etwas Besonderes ausgedacht. Fast ein ganzes Wochenende sollte es sich nur um die Menschen und Örtlichkeiten von damals drehen. Angefangen mit einer Schulführung am Samstagmittag, Samstagabend dann eine Feier der ehemaligen Mitschüler und Sonntagvormittag noch ein Brunch mit Lehrern und Familie. Es sollte für jeden etwas dabei sein. So war es dann auch. Von 70 Abiturienten hatten sich 53 angemeldet – eine hervorragende Quote.

Auf dem Weg zur Schulführung kamen mir kurz Zweifel. Was, wenn wir nach kurzer Zeit feststellen, dass wir uns außer ein paar Floskeln nichts mehr zu sagen hätten? Was, wenn es über das übliche: „Und was machst Du jetzt so?“, nicht hinausgehen sollte? Doch die Begegnung in der alten „Wirkungsstätte“ zeigte ungeahnte Wirkung. Man traf sich auf dem Lehrerparkplatz. Frau Kraatz und Herr Löhr, die einige von uns über Jahre in Geschichte und Chemie unterrichtet hatten, empfingen uns herzlich.

Wir gingen durch die Räumlichkeiten, erfuhren viel über neue Anbauten, Ausbauten aber auch unveränderte Bereiche. Obwohl sich viel geändert hatte, war alles so vertraut. Die Gerüche waren noch immer die gleichen. Als sei man erst letzte Woche durch die Gänge vom Klassenraum zum Biotrakt gelaufen. Was so ein Putzmittelgeruch doch bewirken kann.

Es lag vielleicht an der ungeahnt noch so vertrauten Umgebung, dass wir uns alle schon auf dem Lehrerparkplatz fast schon überschwänglich in die Arme fielen. Einige hatte man 10 Jahre (seit dem letzten Treffen), manche tatsächlich 20 Jahre nicht gesehen. Doch es war echte Freude. Obwohl wir zum Teil ganz verschiedene Wege in den letzten 20 Jahren gegangen waren, hatten wir doch alle hier eine Menge gute, vielleicht auch weniger gute, aber auf alle Fälle wichtige Zeit zusammen verbracht.

Nach der Schulführung erhielten wir die Schulzeitung „Experiment“, Ausgabe vom September 1997, die keiner von uns je gesehen hatte. Das war eine echte Überraschung. Wir fanden einige Artikel von ehemaligen Mitschülern und die Abiturrede 1997 des leider schon verstorbenen Herrn Ludolphs. Ich muss bekennen, dass ich diese erst jetzt – also 20 Jahre später – ansatzweise verstanden habe.

Die Feier am Abend in der Oberstadt übertraf die Erwartungen. Nach dem gelungenen Auftakt konnte man unbeschwert zusammen die Vergangenheit, aber insbesondere auch das Hier und Jetzt feiern. Wir hatten uns alle gar nicht so viel verändert – vielleicht sind wir alle heute nur ein bisschen weniger naiv.

Wir stellten ein Sparschwein auf und sammelten Spenden für den Förderverein der Elisabethschule. Jeder gab gerne. Und auch der Sonntag war gelungen. Bei wunderschönem Sonnenschein genossen wir den Brunch des Hotels Seebode. Dort klönten wir noch mit ein paar unserer ehemaligen Lehrer und genossen unser Jubiläum. Der Abschied fiel schwer. So wurde dieses Wochenende nicht nur eine Hommage an uns selbst, sondern auch ein klein wenig an unsere alte Heimat Marburg.

Herr Ludolph hatte die Abiturrede 1997 damals mit den Worten: „Heute beginnt der Rest Ihres Lebens – Packen Sie’s an!“, geschlossen. So hielten wir es auch diesmal. Zugegeben in anderem, weniger freudigem Zusammenhang hatte dieser damals darauf verwiesen, dass Geschichte eben nicht nur Erbe, sondern als stets neu zu vergegenwärtigende Vergangenheit auch Aufgabe sei. Auf unsere eigene Geschichte bezogen, kann man nur sagen, dass wir uns dieser Aufgabe stellen – gerne wieder mit gleicher Freude und Herzlichkeit. Bis zum nächsten Abi-Treffen!

Dr. Madeleine Weskott